Ein Blick in den aktuellen Cityreport Stuttgart vom Immobilienverband Deutschland (IVD) Süd bestätigt das. Beim Vergleich der Anzahl der angebotenen Eigentumswohnungen aus dem Bestand seit Anfang des Jahres 2021 mit dem entsprechenden Zeitraum des noch coronafreien Jahres 2019 sei ein deutlicher Rückgang der Angebote von 4 Prozent messbar, so Professor Stephan Kippes vom IVD-Marktforschungsinstitut.
Wer allerdings geglaubt hatte, coronabedingt in dieser Situation ein Schnäppchen machen zu können, wurde enttäuscht. So verzeichnete ImmoScout 24 im vierten Quartal 2020 gegenüber dem vierten Quartal 2019 ein Preisplus von 7,9 Prozent. Anbieter verlangten Ende 2020 für eine Neubauwohnung mit 80 Quadratmetern in der Landeshauptstadt im Schnitt 600.000 Euro. „Damit ist Stuttgart Deutschlands zweitteuerstes Pflaster nach München“, kommentiert das Online-Portal. Für das hohe Preisniveau verantwortlich sehen die Marktforscher zum einen die höheren Verdienste in der Landeshauptstadt und zum anderen die nach wie vor ungebrochen hohe Nachfrage nach Eigentumswohnungen.
Zu ähnlichen Ergebnissen kommt auch das IVD-Marktforschungsinstitut in seinem neuesten Cityreport. Für eine Eigentumswohnung/Bestand mit gutem Wohnwert wird im Frühjahr 2021 laut IVD in Stuttgart ein Quadratmeterpreis von durchschnittlich 5.200 Euro bezahlt. Für Objekte im oberen Preissegment mit bester Ausstattung werden Kaufpreise über 10.000 Euro pro Quadratmeter aufgerufen. Allerdings stellt der Bericht auch fest, dass es für Eigentumswohnungen aus dem Bestand im Segment über 10.000 Euro pro Quadratmeter in der Landeshauptstadt seit einigen Jahren bereits eine gewisse Marktsättigung gebe.
Für eine neu errichtete Eigentumswohnung mit gutem Wohnwert mussten im Frühjahr 2021 im Stadtbereich von Stuttgart im Schnitt 8.200 Euro pro Quadratmeter bezahlt werden. Der Spitzenwert für eine neu gebaute Eigentumswohnung lag im Frühjahr dieses Jahres in der Landeshauptstadt bei 15.350 Euro pro Quadratmeter, so das IVD-Marktforschungsinstitut. Im letzten Quartal des zurückliegenden Jahres wechselte mit 20.239 Euro pro Quadratmeter laut Gutachterausschuss der Landeshauptstadt die teuerste Wohnung ihren Besitzer.
Wenig Dynamik gibt es aus Sicht der Marktforscher seit einigen Jahren in der Landeshauptstadt bei frei stehenden Häusern. Hier ist das Angebot extrem knapp und Käufer müssen sich darauf einstellen, nicht von heute auf morgen ihr Wunschobjekt zu finden. Das schlägt sich natürlich auch auf die aufgerufenen Preise nieder: Für ein frei stehendes Einfamilienhaus aus dem Bestand müssen in Stuttgart aktuell durchschnittlich 1.190.000 Euro bezahlt werden. Für eine Doppelhaushälfte aus dem Bestand werden 725.000 Euro aufgerufen.
Am stärksten stiegen laut ImmoScout die Preise für neu gebaute Eigentumswohnungen im Stuttgarter Stadtteil Rotenberg. 9,4 Prozent mehr verlangten hier die Anbieter im vierten Quartal gegenüber dem Jahr zuvor. In Stuttgart-Süd und Stuttgart-West verteuerten sich die Neubau-Eigentumswohnungen jeweils um 9,2 Prozent. Lederberg und Uhlbach verzeichneten mit jeweils 5,9 Prozent hingegen die schwächste Preissteigerung im zurückliegenden Jahr.
„Es ist bemerkenswert, dass die Preise für Wohnimmobilien trotz der schlechten Wirtschaft infolge der Pandemie nicht nach unten tendiert haben und es vielerorts weiter Preisanstiege gab“, meint Stephan Kippes. Ein Entlastungseffekt sei etwa in Stuttgart nur dann denkbar, wenn Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer angesichts von Homeoffice nicht mehr direkt in der Landeshauptstadt wohnen, sondern vielleicht in Bereiche ausweichen können, die ein oder zwei Stunden von Stuttgart entfernt sind. Langfristig sieht Stephan Kippes aber keine große Entlastung bei den Wohnungspreisen und Mieten.
„Wer vom Eigenheim träumt und auch nach Corona die Möglichkeit hat, vermehrt im Homeoffice zu arbeiten, sollte sich die Preisentwicklung und das Preisniveau in weniger zentralen Wohngegenden ansehen“, empfiehlt Kristian Kelert von ImmoScout. Finanziell könne es ein großer Vorteil sein, einige Kilometer mehr Fahrzeit auf sich zu nehmen und dafür beim Kaufpreis zu sparen. Kaufinteressenten sollten allerdings auf die Verkehrsanbindung und die Infrastruktur am neuen Wohnort achten, so der Marktanalyst.
Mit Blick auf den zunehmenden Trend zum Homeoffice empfiehlt auch Wirtschaftsprofessor Stephan Kippes potenziellen Käufern, ihren Suchradius eher über die Region hinaus zu erweitern. „Mit der richtigen Technologie kann man von hier aus fast in den Schwarzwald ziehen, wenn man nur ein oder zwei Tage wöchentlich in Stuttgart vor Ort sein muss.“ Denn dort sei das Preisniveau für Wohnimmobilien zum Kauf im Vergleich zur Landeshauptstadt deutlich günstiger.
Derartige Gedankenspiele ergeben aber nur Sinn, wenn es zu Hause auch ein entsprechend schnelles Internet gibt. „Dann steht einem fast die ganze Welt offen.“ Allerdings sei der Stand der Technologie in einigen Regionen des Landes eher ein peinliches Thema. „Manch eine Kommune wird doppelt bestraft, indem nicht nur Verkehrsanbindungen fehlen, sondern weil sie auch nur einen miserablen Zugang zum Internet hat“, stellt der Wirtschaftswissenschaftler fest. Dass nicht längst die Möbelwagen von den teuren Kommunen hinaus ins Land ziehen, weil sich die Kaufwilligen dort mit günstigem Wohneigentum eingedeckt haben, liegt nach Meinung von Stephan Kippes aber auch daran, dass sich die meisten potenziellen Käufer derzeit in einer coronabedingten Schockstarre befinden. „In einem halben bis Dreivierteljahr könnte sich da erstmals etwas bewegen“, vermutet der Wissenschaftler vorsichtig. Auf der Verkäuferseite gebe es keine nennenswerten Bewegungen. „Es wird nur verkauft, wenn man muss.“
Der aktuelle Immobilienmarktbericht 2021/2022 kann bei E & G Private Immobilien kostenlos angefordert oder unter dem Link heruntergeladen werden: